An nahezu allen Schulen, die ich in meinem Leben besucht habe, sei es als Schüler oder später als Lehrer, gab es das Schulfach Informatik zumindest in den höheren Klassen. Als Schüler habe ich mir hierbei meist nicht besonders viel gedacht. Klar, ich habe Informatik gewählt, habe mir als Schüler jedoch nie darüber Gedanken gemacht, was genau ich dort zu erwarten habe. Informatik war für mich der Umgang mit dem Computer und die Inhalte des Unterrichts habe ich nicht hinterfragt, da diese nicht in meiner Hand lagen. Geärgert habe ich mich bereits damals, wenn meine Lehrerin lediglich die Buchlösung kannte und akzeptierte, obwohl auf einem vergleichbaren anderen Weg ein gleiches Ergebnis zu erzielen war. Anders als heute habe ich damals jedoch nicht verstanden, weshalb ein bestimmtes Thema im Unterricht behandelt wurde. So war der Ärger über Delphi als über gefühlte Jahre einziges Thema des Informatikunterrichts groß, schließlich war Delphi bereits damals eher angestaubt und nicht unbedingt nach dem Geschmack eines pubertären Jugendlichen. Heute jedoch verstehe ich, weshalb solche Themen es immer wieder in den Informatikunterricht schaffen und weiß, dass ich eigentlich sogar glücklich sein kann, zumindest mit Delphi Kontakt gehabt zu haben, es hätte nämlich noch deutlich schlimmer kommen können.
Der Informatikunterricht leidet nämlich an mehreren Problemen, die immer wieder auftauchen und nahezu unabhängig von der jeweiligen Schule zu beobachten sind. Die Informatik leidet nämlich an den meisten Schulen darunter, dass es nur sehr wenige tatsächliche Informatiklehrer gibt und mit einer erschreckenden Beständigkeit nicht nach Kompetenz die Informatik besetzt wird, sondern vielmehr nach dem Alter und den persönlichen Hobbys. Das muss nicht schlimm sein, hat aber in vielen Fällen erhebliche Nachteile, denn jemand, der eigentlich gar keine Motivation besitzt, Informatik zu unterrichten oder diesem Fach sehr fremd ist, der wird sich leicht beeinflussen lassen. Diesen Umstand nutzen Schulen und andere Lehrer dann aus und lagern Office als Thema aus ihren Fächern in die Informatik aus, womit eine echte Tragödie ihren Lauf nimmt.
Geschieht dies nämlich über einen ausreichend langen Zeitraum, der bereits innerhalb von wenigen Jahren erreicht sein kann, wird von allen anderen Lehrern erwartet, dass der Informatikunterricht zum reinen Officeunterricht verwandelt wird. Dies stellt auf den ersten Blick kein Problem dar, da ja Office in vielen Fächern benötigt wird, verweigert jedoch den Schülern einen Blick darauf, was sich tatsächlich hinter dem Begriff „Informatik“ verbirgt. Je länger dann dieses Problem ignoriert wird, desto mehr verfestigt sich bei allen Beteiligten der Eindruck, dass Informatik Office bedeutet. Echte Themen der Informatik werden an den Rand gedrückt und verlieren an Bedeutung, Tiefgang und die Chance sich mit der faszinierenden Welt, die uns umgibt Kontakt aufzunehmen gehen verloren, Berufswünsche und verborgene Talente bleiben unentdeckt.
All dies liest sich dramatisch, ist es aber auch, wobei es ein sehr leichtes Gegenmittel gibt, nämlich die Rückeroberung des Officeunterrichtes durch die anderen Fächer. Warum nicht mal einen Aufsatz im Deutschunterricht am Laptop erstellen? Warum nicht mal das Thema Diagramme in Mathe mit Excel begleiten?
Ich würde mich über mehr Mut hierzu freuen, denn auf Dauer kann Informatik als Schulfach nur dann interessant sein, wenn es die eigenständige Arbeit mit dem Internet und die Problemlösungskompetenz der Schüler in den Vordergrund stellt. Wir müssen die Kinder nämlich dazu befähigen zu verstehen, dass sie den Computer beherrschen, ihre Befehle an einen Computer Folgen haben und dieser nicht nach eigenem Gusto handeln kann. Wir sind verantwortlich für unser technisches Umfeld und sollten dies auch entsprechend wahrnehmen.